Verpackungen bestanden 2019 laut Umweltbundesamt zu 44% aus Papier, Pappe oder Karton. Die Tendenz ist steigend, da bei Produktverpackungen und Trays zunehmend auf Kunststoff verzichtet wird. Das zumeist verwendete Grundmaterial sind Frischfasern aus Holz (Zellstoff) oder Recyclingfasern aus der Altpapierverwertung. Auf der Suche nach Alternativen zum langsam nachwachsenden Rohstoff Holz wurden alternative Kartonagen entwickelt. Diese basieren auf Gras, dem Korbblütler Silphie, Meeresalgen oder Agrarabfall. Ist Graskarton im Alltag ein klarer Gewinn? Wird das Grundmaterial mittelfristig die herkömmlichen Materialien ersetzen? Sind Verpackungen aus Graskarton kostengünstiger?

Die Vor- und Nachteile von Verpackungen aus Graskarton auf einen Blick

Bei Graskarton handelt es sich um einen Karton, der zu 25-50% aus Grasfaser sowie Recyclingfaser besteht. Rein technisch gesehen ist der „Graskarton“ damit unpopulär als „Recyclingkarton mit einem Anteil Grasfaser“ zu bezeichnen. Seit einigen Jahren setzen wir bei RHIEM als Hersteller von Verpackungen aus Karton oder kaschierter Welle diesen Graskarton ein. Er stellt eine klimafreundliche Alternative für bedruckte Produktverpackungen, Displays oder Versandkartons in den Branchen Kosmetik, Genussmittel oder Konsumelektronik dar. Aus dieser Erfahrung heraus ergeben sich konkrete Entscheidungshilfen für neue Faltschachteln.

Vorteile

  1. Nachhaltiger Recyclingkarton
    • Der Karton kann durch den Verzicht von Frischfaser bei der Herstellung als nachhaltig angesehen werden.
  2. Recyclingfähigkeit
    • Nach Gebrauch lässt sich das Monomaterial nach der Nutzung bei üblichen Verarbeitungen uneingeschränkt dem Recycling-Prozess zuführen.
  3. Standardmaterial
    • Aus Herstellersicht ist das Material ein im Markt etabliertes Standardmaterial. Es lässt sich gut verarbeiten.
    • Das Material ist in ausgewählten Grammaturen gut beschaffbar.
  4. Die Faltschachtel wird zum Unikat
    • Das Material hat einen hohen Anteil Grasfaser, die zwischen den Produktionen eine unterschiedliche Färbung erzeugt.
    • Zusätzlich ändert sich die Lage der fühlbaren und sichtbaren Grasfasern. Dadurch entsteht eine natürliche Schwankung zwischen den einzelnen Verpackungen.

Nachteile

  1. Eigenfarbe des Grundmateriales
    • Durch den Grasanteil hat das Material eine typische grün-gelbliche Färbung. Damit ist es nicht für jedes Artwork und jede Veredelung geeignet.
    • Zusätzlich wird gerade im Vergleich zu hoch weißem Zellstoffkarton oder gestrichenem Karton der Kontrast zwischen Druck und Material schwächer.
    • In Einzelfällen sind uns höhere Ausbleicheffekte bekannt, z.B. entlang der Rilllinie.
  2. Struktur
    • Feinere Schriften oder Muster werden wie bei Kartonagen mit Agrarabfall oder Algen durch die Struktur des Materiales teilweise verfälscht bzw. wird eine Schrift schlechter lesbar.
  3. Schwankende Materialfärbung
    • Wer eine homogene Faltschachtel sucht, wird mit der natürlich schwankenden Materialfärbung und Struktur nicht zufrieden werden.
  4. Begrenzte Auswahl bei Veredelungen und in der Beschaffung
    • Das Material eignet sich meist nicht für Veredelungen mit Folienlaminaten und Transferfolie.
    • Im Vergleich zu anderen Materialqualitäten gibt es weniger Hersteller und Grammaturen bzw. Materialstärken.
  5. Spitzere Fasern an Biegekanten und Neigung zu Kantenbruch
    • An den Kanten stehen teilweise Fasern aus den Rilllinien heraus, weshalb sich die Faltschachtel dort etwas scharfkantig anfühlen kann.
    • Je nach Konstruktion und Verarbeitung kann es zusätzlich zu einem schnelleren Aufbrechen der Kante kommen, wie man es von gängigen Recyclingkartonagen kennt.

Eigenfarbe des Grundmaterials

Abb. 1: Kontrast zwischen Druck und Material

Eigenfarbe des Grundmaterials

Abb. 2: Ausbleicheffekte entlang der Rilllinie

Struktur

Abb. 3: Feinere Schriften sind schlechter lesbar

Struktur

Abb. 4: Feinere Schriften sind schlechter lesbar

Schwankende Materialfärbung

Abb. 5: Schwankende Materialfärbung

Kann man mit Verpackungen aus Grasfasern nachhaltig das Klima erhalten und die Umwelt schützen?

In vielen Fällen ist eine Verpackung unverzichtbar und grundsätzlich ist es dann wichtig, erst einmal die Platzoptimierung durchzuführen. Für die anschließende Bewertung der Klimabilanz muss die Herstellung und Verarbeitung des Kartons, der Nutzungsfall und nicht zuletzt die Wiederverwendbarkeit bzw. das Recycling betrachtet werden.

Wie genau sieht die energetische Bilanz bei der Herstellung von Graskarton aus?

Graskarton besteht aktuell zu 25-50% aus Grasfaser sowie aus Recyclingfaser. Recyclingkarton ist im Vergleich zum Zellstoffkarton deutlich energieärmer zu erzeugen. Vergleicht man die Grasfaser mit herkömmlichen Holzzellstoff, so wird die Grasfaser häufig von lokalen Ausgleichsflächen bezogen, wohingegen der Zellstoff durchschnittlich mehrere tausend Kilometer transportiert wurde. Diese ökologischen Ausgleichsflächen gleichen die agrarwirtschaftliche Bodennutzung aus und werden für die sinkende Zahl an Nutztieren sowie die Papierherstellung genutzt.

Bei der Verarbeitung von Grasfaser werden im Vergleich zur Verarbeitung der Holzfaser laut dem Unternehmen Creapaper circa 300 Kilogramm CO2-Emissionen pro Tonne eingespart, da die Produktion deutlich weniger Wasser, Energie und damit CO2 verbraucht. Der Hintergrund ist, dass aus der Holzfaser das enthaltene Lignin unter dem Einsatz von Energie, Wasser und Chemikalien entfernt werden muss.

Wie viel Verpackungsmüll lässt sich durch Verpackungen aus Grasfaser aktiv vermeiden?

Grasfaserverpackungen können bedenkenlos dem Recyclingprozess zurückgeführt werden – zu mindestens wenn in der Produktion umweltfreundliche Druck- und Veredelungsprozesse verwendet wurden. Sie stellen damit eine gute Maßnahme für aktiven Umweltschutz dar. Recyclingfaser kann schätzungsweise 25fach recycled werden und ist eine ökologische Aufwertung von reinem Recyclingkarton. Die Verfügbarkeit von Graskarton ist zu Teilen eingeschränkt; – aus einem Baum kann zwischen 1,4-3,2Tonnen Papier hergestellt werden (Quelle) und diese Zellstoffdichte bietet Gras nicht, bzw. stehen uns als Nutzungsfläche nicht zur Verfügung.

Welche Rohstoffe werden bei der Produktion von Grasfaser benötigt?

Der Karton besteht zu 25%-50% aus regionalem Gras und aus Altpapier.

Wie werden Verpackungen aus Graskarton vom Endnutzer entsorgt?

Grasfaserverpackungen können bedenkenlos dem Recyclingprozess zurückgeführt werden – zu mindestens wenn in der Produktion umweltfreundliche Druck- und Veredelungsprozesse verwendet wurden.

Ist Graskarton gleichermaßen für Primär-, Sekundär- und Tertiärverpackungen geeignet?

Nein, das Material ist nicht für alle Anwendungsbereiche gleichermaßen geeignet und der Einsatz muss technisch individuell geprüft werden. Eine Barriere für Fett und Feuchtigkeit ist nicht vorhanden.

Wie stabil ist eine Verpackung aus Graskarton im Vergleich zu Papier und Pappe?

Rein technisch gesehen gibt es für den Graskarton eine ähnlich breite Anwendbarkeit wie für Recyclingkarton.

Ausgezeichnet: Nachhaltige Verpackungen im Fokus von Designauszeichnungen oder Markenbotschafter im Verkaufsregal

Lange vorbei sind die Zeiten in denen der ungeliebte Schreibblock aus umweltfreundlicher Holzfaser in der Schule die Füllertinte verschmierte oder durch seine grässlich graue Färbung kein schönes Bild bei der Schularbeit machte.

Umweltverträgliche Rohstoffe heute gewinnen sogar internationale Preise, weil sie dank geeigneter Verarbeitungsprozesse wahrlich atemberaubend sind, das Produkt hervorragend schützen wie verpacken und obendrein im Ladenregal ins Auge des Kunden stechen.

Wir haben zwei Beispiele für richtig gute und zugleich nachhaltige Verpackungslösungen zusammengesucht:

Red Dot Design Award Winner 2021: Kneipp natural Care & Color

Eine Produktverpackung ist immer eine Optimierung unterschiedlicher ökologischer, technischer, ästhetischer und kaufmännischer Ziele. Bei der Lippenpflege Kneipp natural care & color lag der Schwerpunkt auf der umfassenden Nachhaltigkeit zwischen Produkt, Primär-, wie auch der Sekundärverpackung. Das Verpackungsmaterial der Dreiecksverpackung besteht zu 25% aus Grasfaser und wurde mit einem ästhetischen Druckbild veredelt. Die Konturführung der Verpackung hat zusätzlich kostengünstig einen „Eyecatcher“ integiert.

Red Dot Design Award: Kneipp natural care & color (red-dot.org)

Hello vegan von Lindt Deutschland

Im Segment der alternativen Genusswaren steht diese Verpackungslösung für eine konsequente Kommunikation einer veganen Schokolade gepaart mit einer nachhaltigen Verpackung. Die gemeinnützige Organisation Peta hat dieses Produkt erneut ausgezeichnet.

HELLO Vegan | Lindt Deutschland

 

Natürliche Grasfaserverpackungen bei RHIEM

Als Entwickler und Hersteller von Verpackungslösungen internationaler Marken setzen wir seit vielen Jahren auf umweltverträgliche Produktionsprozesse und -rohstoffe, um den Kundenanforderungen, den Anforderungen des Produktes, den Vorgaben des Umweltschutzes und der Recyclingfähigkeit verwendeter Materialien gerecht zu werden. Verpackungen aus Grasfaser setzen wir seit geraumer Zeit verstärkt bei Kunden ein, die sich stärker im Bereich von Nachhaltigkeit positionieren möchten. Aus unserer Sicht werden auf absehbare Zeit nachhaltige und umweltschützende Verfahren und Rohstoffe wichtiger bei der Produktion von Verpackungen werden. Ressourcenverfügbarkeit und -verknappung zugleich sind wesentliche Faktoren, die diesen Prozess zusehends beschleunigen.

In der Weiterverarbeitung des nachhaltigen Materiales setzen wir auf eine eigene Stromversorgung, Wärmerückgewinnung, energieffiziente LED-Leuchten, energetisch optimierte Drucklufterzeugung und mineralölfreie Druckfarben. Gern zeigen wir Ihnen auf Basis Ihrer aktuellen Verpackungslösungen nachhaltige Alternativen auf.

Ihr Ulrich Treiber

Ulrich Treiber
Ihr persönlicher Ansprechpartner: 
Ulrich Treiber

RHIEM ist Ihr Spezialist für die Entwicklung und Produktion maßgeschneiderter Verpackungslösungen für verschiedene Branchen. Mit unserer eigenen Verpackungsentwicklung und modernen Fertigungstechnologien schaffen wir faszinierende Konstruktionen, die am Point of Sale überzeugen. Wenn Sie eine innovative und nachhaltige Verpackungslösung benötigen, sind wir die richtige Wahl. Ich freue mich auf Ihre Herausforderung! Kontaktieren Sie mich unverbindlich unter +49 2855 9700-882 oder per E-Mail an ulrich.treiber@rhiem.com.